QUODLIBET - Ein coleurstudentisches Kartenspiel
§ 1
Quodlibet
Quodlibet ist ein coleurstudentisches Kartenspiel- Daraus ergibt
sich, daß Quodlibet nur in Farben und bei commentmäßigem
Stoff gespielt werden kann.
§ 2
Karten
Quodlibet wird mit doppeldeutschen Karten zu 32 Blatt gespielt.
§ 3
Grundregeln
Auf dem Spieltisch befinden sich ausschließlich die Stöffer,
Aschenbecher, die Karten und das Quodlibetformular mit Schreibgerät.
Quodlibet wird von vier bierehrlichen Personen gespielt. Eine Quodlibetpartie
besteht aus vier Bierkönigtümern zu je elf Spielen (§
10 ff). Vor Beginn wird durch ziehen der vier Asse die Sitzordnung
entsprechend den vier Jahreszeiten festgelegt (Frühling - Sommer
- Herbst - Winter). Der Frühlingsspieler ist zugleich erster
Bierkönig. Die Kartenvergabe, das Spiel und die Weitergabe
der Bierkönigwürde erfolgt immer entgegen dem Uhrzeigersinn.
Abgehoben wird nicht. Die Spielkarten werden erst aufgenommen, wenn
der Bierkönig seine Karten angesehen hat. Generell herrscht
Farbzwang (Ausnahme: Offene Hose) aber kein Stichzwang. Wer gestochen
hat, spielt als nächster aus. Beim Quodlibet spielt jeder Spieler
primär für sich, da der Bierkönig jedoch das Recht
hat, sich das Spiel aussuchen zu können, spielt man auch gegen
den Bierkönig.
§ 4
Ziel
Ziel des Spieles ist es, möglichst wenig Minuspunkte zu schreiben.
Außerdem muß jeder, der während eines Bierkönigtums
500 Minuspunkte erreicht, eine Schnapsrunde für alle vier Spieler
steigen lassen, die noch während des laufenden Bierkönigtums
zu vernichten ist. Erreicht ein Spieler 1000 Minuspunkte in einem
Bierkönigtum, ist eine weiter Runde fällig, ebenso für
all folgenden vollen Hundert.
§ 5
Bierkönig
Der Bierkönig hat präsidiumsähnliche Allgewalt über
das Spiel, die Spieler und die Bierärsche. Der Bierkönig
begrüßt zu Beginn bzw. verabschiedet am Ende seines Königtums
die Mitspieler mit einem breiten Streifen. Er erteilt ein spezielles
Tempus. Es obliegt ihm die Karten zu mischen, zu geben, ein Spiel
seiner Wahl (Ausnahme: Kleinfraß zum Schluß) anzusagen
bis alle elf durchgespielt wurden, das erste Mal auszuspielen und
die Aufzeichnungen zu führen (§ 7 ff). Der Bierkönig
hat Verstöße gegen die Regeln bzw. seine Anordnungen
commentmäßig zu ahnden, keinesfalls aber dafür Strafpunkte
zu vergeben.
§ 6
Bierarsch
Bierärsche sind Kiebitze und somit höchstens geduldet.
Sie haben nichts besser zu wissen und auch sonst durch Unauffälligkeit
zu glänzen. Außerdem unterliegen sie der Allmacht des
jeweiligen Bierkönigs.
§ 7
Schreibgerät
Nur Pechen, Manichäer und Philister haben keinen Kugelschreiber.
§ 8
Aufzeichnungen
Geschrieben wird vom jeweiligen Bierkönig auf einem Quodlibetvordruck
(§ 9). Auf der linken Seite ist für jeden Bierkönig
eine Spalte zum Abhaken der bereits gespielten Spiele. Daneben sind
vier breite Spalten, in denen für jeden Spieler die Minuspunkte
vermerkt werden. Dies erfolgt in römischen Zahlen X (= 10 Punkte)
bzw. durch --- als Ergänzung auf volle 50 oder 100 Punkte.
Um das Zählen zu vereinfachen, wird für jede volle Zeile
(d.h. 10 mal X) sofort ein C (=100 Punkte) in einer der vier untersten
Zeilen geschrieben, von denen jede für einen Bierkönig
steht. Müssen 100 oder mehr Punkte auf einmal angerechnet werden,
so kann das C direkt unten, die restlichen Punkte oben geschrieben
werden. Für nachträgliche Kontrollzwecke ist ein solches
direktes C mit einem Punkt unten gekennzeichnet, d.h. die Anzahl
der punktlosen C muß gleich der Anzahl der vollen X - Zeilen
oben sein. Für jede Schnapsrunde die ein Spieler erwirtschaftet
hat (§ 4), wird ein Stamperl in eines der dafür vorgesehen
Felder rechts über dem Namen eingetragen und nach dessen erfolgreicher
Vernichtung wieder durchgestrichen. Bei einem neuen Bierkönigtum
wird eine neue C - Zeile begonnen, die Zeilen für X werden
aber weitergeschrieben, so daß am Ende der Quodlibetrunde
die Summe der C (Incl. C - Punkt) und der letzten unvollständigen
X - Zeile die Gesamtpunktezahl ergibt, welche links über dem
Namen eingetragen wird. (Formular siehe Schluß)
§ 9
Vordruck
Personen, die mit dem Vordruck nicht auskommen, sollten ihr Hobby
wechseln und nur auf dringliche Einladung an einer Quodlibetrunde
teilnehmen.
§ 10
Plus (+)
Beim Spiel Plus versucht jeder Spieler so viele Stiche wie möglich
zu machen. Jeder nichtgemachte der acht möglichen Stiche zählt
10 Minuspunkte. Bleibt ein Spieler ohne Stich, so schreibt er gleich
in C anstatt acht X!
§ 11
Minus (-)
Beim Spiel Minus versucht jeder Spieler möglichst wenig Stiche
zu machen. Jeder Stich zählt 10 Minuspunkte. Macht ein Spieler
alle acht Stiche, so schreibt er ein C!
§ 12
Böser Nachbar (BN)
Hier zählt jeder Stich den ein Spieler macht für seinen
rechten Nachbarn 10 Minuspunkte. Macht ein Spieler alle acht Stiche,
so schreibt sein rechter Nachbar ein C!
§ 13
Quadratur (QU)
Beim Spiel Quadratur haben alle Spieler darauf zu achten, daß
es der Bierkönig nicht vergißt. Nachdem dieser ausgespielt
hat, gibt - unabhängig von der Sitzreihenfolge - jeder Spieler
zu, der die wertmäßig nächsthöhere Karte hat.
Es sticht jede vierthöchste Karte. Gibt es keine nächsthöhere
Karte mehr oder ist diese schon gefallen, so sticht die zuletzt
zugegeben Karte. In speziellen Fällen, kann man also auch mit
der ersten ausgespielten Karte einen Stich machen. Ziel der Quadratur
ist es möglichst rasch alle Karten abzugeben, wobei jedesmal,
wenn ein Spieler fertig ist, eine Volkszählung stattfindet
(§ 14).
§ 14
Volkszählung (VU)
Volkszählung gibt es bei den Spielen Quadratur (§ 13)
und Kleinfraß (§ 21). Sobald ein Spieler seine letzte
Karte abgelegt hat, ruft er "Volkszählung!" wodurch
das Spiel ruht, das heißt, nach dem Ruf darf nicht mehr ausgespielt
oder zugegeben werden. Es werden entsprechend der in der Hand verbleibenden
Karten dem jeweiligen Spieler Punkte angeschrieben. Dabei zählt
jede Karte bei der ersten Volkszählung 10, bei der zweiten
20 und bei der dritten 30 Punkte. Nach einer Volkszählung wird,
sofern der letzte Stich nicht abgeschlossen war, dieser fertig gespielt
und es geht bis zur nächsten Volkszählung normal weiter.
Im Falle eines abgeschlossenen Stiches setzt der rechte Nachbar
des die Volkszählung verursacht habenden Spielers fort und
darf ausspielen.
§ 15
Ober/Unter (O/U)
Beim Spiel Ober/Unter trachtet jeder Spieler keinen Ober beziehungsweise
Unter im Stich zu haben. Denn ein Unter im Stich zählt 20,
ein Ober 30 Punkte. Treffen in einem Stich beide - egal welcher
Farbe - aufeinander, so zählt jedes dieser Paare 100 statt
50 Punkte.
§ 16
Keine Roten (KR)
Beim Spiel Keine Roten trachtet jeder Spieler keine Herz im Stich
zu haben. Denn es zählt jeder kleine Rote (Sieben, Acht, Neun,
Zehn) 20 Punkte, jeder große Rote (Unter, Ober, König,
As) 10 Punkte für den Spieler, der sie im Stich hat.
§ 17
Zwölf-Achtunddreißig (1238)
Beim Spiel Zwölf-Achtundreißig - entsprechend der Postleitzahl
auch Mauer genannt - versucht jeder Spieler nicht den ersten, zweiten,
dritten oder letzten Stich zu machen, weil diese Punkte kosten.
Und zwar der erste 10, der zweite 20, der dritte 30 sowie der letzte
(achte) 100 Punkte.
§ 18 Achmed & Roter Rülps (ARR)
Beim Spiel Achmed & Roter Rülps trachtet jeder Spieler
weder den Achmed (Schelle Ober) noch den Roten Rülps (Herz
König) im Stich zu haben. Denn ersterer zählt 30, letzterer
40 Punkte und beide zusammen in einem Stich 100 Punkte.
§ 19
Waidmanns Heil (WH)
Beim Spiel Waidmanns Heil legt jeder Spieler sein Blatt offen vor
sich auf den Tisch und versucht in der Folge möglichst wenige
Stiche zu machen. Jeder Stich zählt 10 Punkte. Macht ein Spieler
alle Stiche, so zählt dies 100 statt 80 Punkte.
§ 20
Offene Hose (OH)
Beim Spiel Offene Hose werden die Karten - wenn sie schon abgesehen
worden sind, erst nachdem jeder Spieler sein Blatt gemischt hat
- verkehrt aufgenommen, sodaß jeder die Kartenbilder der drei
Mitspieler sehen kann. Nun hofft jeder möglichst wenige Stiche
zu machen. Jeder Stich zählt 10 Punkte. Macht ein Spieler alle
Stiche, so zählt dies 100 statt 80 Punkte. Der Farbzwang ist
bei diesem Spiel eher theoretisch. Und: "Ehrlich währt
am Längsten!" - sagt man.
§ 21
Kleinfraß (KF)
Das Spiel Kleinfraß wird immer als letztes angesagt. Dazu
werden jedem Spieler nur vier Karten gegeben, die restlichen werden
in fünf Stapeln zu je drei Karten und einem mit einer Karte
als Talon verdeckt abgelegt. Das Ziel dieses Spieles ist es möglichst
rasch alle Karten, die man in der Hand hat, aufzulegen. Das Auflegen
erfolgt ausgehend vom Unter jeder Farbe durch halb überdecktes
Anlegen der nächstfolgenden Werte steigend oder fallend. Wenn
man kann muß man mindestens eine Karte anlegen; man darf jedoch
auch mehrere anlegen. Hat man keine Karte mehr in der Hand, ruft
man "Volkszählung!" (§ 10). Wenn man nicht anlegen
kann, obwohl man noch Karten in der Hand hat, sagt man "Weiter!"
und kauft einen Talon beginnend mit den Dreierstößen;
es kommt der nächste Spieler an die Reihe.
§ 23 Empfehlung
Man beachte den § 5 der österreichischen Straßenverkehrsordnung
und meide das Klavierspiel und Damenbesuche nach einer Quodlibetrunde.